Hast du ADHS und Probleme mit deiner Ernährung? Damit bist du nicht alleine. Die ADHS-Symptomatik beeinflusst das gesamte Leben eines Individuums und kann ganz eigene Herausforderungen in Bezug auf die Ernährung mit sich bringen. Auch Herausforderungen in Bereich des Sports und Trainings sind nicht selten (mehr dazu hier). Probleme mit dem Durchhaltevermögen und planvollem Handeln, eine leichte Ablenkbarkeit und eine geringe Impulskontrolle können beispielsweise ganz eigene Herausforderungen an das Thema Ernährung stellen, denen neurotypische Personen seltener und in geringerer Ausprägung begegnen. Da ich selbst ADHS habe, kann ich diese Probleme sehr gut nachvollziehen. Wichtig: Die ADHS-Symptomatik einer Person ist so individuell wie die Person selbst. Deshalb müssen diese möglichen Probleme nicht auf alle Betroffenen zutreffen, können aber trotzdem für viele herausfordernd sein.
Was ist ADHS?
Zu diesem Thema könnte ich einen Roman schreiben, gehe aber davon aus, dass du dich damit schon etwas auskennst. Deshalb hier in Kurzfassung: ADHS ist die Kurzform von Aufmerksamkeitsdefizitis-Hyperaktivitätsstörung. ADHS gilt als eine Verhaltensstörung, wobei ich ADHS als eine andere Art des Seins und Erlebens der Welt beschreiben würde. Da kann das Zurechtfinden in einer neurotypischen Welt schonmal schwer werden.
Ein Hauptsymptom einer ADHS sind starke Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen, jedoch nur bei Dingen, die uns nicht interessieren bzw. nicht genug Dopamin ausschütten. Wenn uns etwas interessiert, dann können wir auch stundenlang dranbleiben, Stichwort Hyperfokus. Weitere Hauptsymtome sind eine hohe Impulsivität und starke körperliche Unruhe (Hyperaktivität).
Als Nebensymptome treten häufig Angststörungen, Depressionen, Essstörungen, Burnout, Desorganisation und eine geringe Stresstoleranz auf. Eine ADHS zeigt sich bei weiblich sozialisierten Personen anders als bei männlich sozialisierten Personen, da sie meistens eher in sich gekehrt sind und sich nicht so viel "daneben benehmen". Aus diesem Grund werden erstere oftmals deutlich seltener und wenn überhaupt erst deutlich später im Leben diagnostiziert als letztere. Viele der Haupt- und Nebensymptome können auch zu Problemen im Bereich der Ernährung führen.
Impulskontrolle
Bei ADHS besteht ein Ungleichgewicht von Neurotransmittern im Gehirn, besonders in Bezug auf Dopamin. Dopamin reguliert eine Vielzahl von Gehirnfunktionen, wie z.B. die Stimmung, die Motivation und das Belohnungsssystem. Menschen mit ADHS haben oft einen niedrigen Dopaminspiegel, was z.B. zu Schwierigkeiten bei der Impulskontrolle führen kann. Ein kurzfristiger Genuss von Lebensmitteln mit einem hohen Dopamingehalt - was oftmals Lebensmittel mit Einfachzucker sind - kann vorübergehend die Dopaminfreisetzung im Gehirn erhöhen. Da unser Gehirn immer auf der Suche nach Dopamin ist kann es schneller passieren, dass nicht das gegessen wird, was man eigentlich vor hatte zu essen. Stattdessen wird ein Lebensmittel gegessen was schnell Dopamin zur Verfügung stellt, wie z.B. Süßigkeiten. Oftmals gibt es auch einen Zusammenhang zwischen Binge-Eating Störungen und ADHS.
Multitasking
Man hat sich für ein Gericht entschieden, das Rezept liegt bereit und nun soll das Kochen losgehen. Doch womit anfangen? Schneidet man jetzt zuerst das Gemüse oder setzt man erstmal den Reis auf? Viele Menschen mit ADHS haben Probleme mit dem Treffen von Entscheidungen und dem Priorisieren von Dingen. Auch das schrittweise Befolgen der Rezepte kann herausforderend sein. Besonders dann, wenn diese auch noch sehr kompliziert sind und z.B. zwei Dinge gleichzeitig gemacht werden müssen. Schnell kann es passieren, dass man abgelenkt wird und einen Schritt vergisst, das erst später im Kochprozess bemerkt und dann in Stress gerät. Und was macht man, wenn es plötzlich zwei Töpfe und eine Pfanne gibt, die unsere Aufmerksamkeit brauchen? Da kann es schnell zur Überforderung kommen und anstatt sich mit dem Kochen zu befassen, wird dann doch lieber Essen bestellt oder sich nur schnell ein Brot geschmiert. Letzteres erfordert natürlich, dass dieses überhaupt im Haus ist.
Einkaufen
Einfach einkaufen gehen und immer genug Essen im Haus haben kann ja wohl kein Problem sein, oder? Weit gefehlt. Um überhaupt Nahrung im Haus zu haben, ist einkaufen zu gehen unerlässlich. Und der Gang zum Supermarkt kann für Personen mit ADHS eine riesige Herausforderung sein. Dort ist es voll und laut und es gibt andauernd verschiedene Gerüche und Geräusche. Personen mit ADHS sind "reizoffen", es fehlt ihnen also der Filter, um bestimmte Dinge aus der Umgebung auszublenden, die eigentlich gerade unwichtig sind. Sie sehen und hören alles. Diesen Reizen überhaupt ausgesetzt zu sein und der Versuch, diese Reize auszublenden, kostet sehr viel Energie. Da kann ein Besuch im Supermarkt sehr schnell extrem anstrengend werden und viel Energie verbrauchen. Die Hemmschwelle, einkaufen zu gehen, ist dann sehr hoch. Dazu kommt dann noch, dass man sich an alles Einzukaufende erinnern muss oder die Einkaufsliste dabei haben und akribisch abarbeiten muss. Auch das ist in einem vollen und lauten Supermarkt eine große Herausforderung.
Für sich selbst sorgen
Um sich um sich selbst zu kümmern, braucht man Energie. Die eigene Ernährung ist eine Form der Selbstfürsorge. Doch wenn das Leben mit der ADHS-Symptomatik schon sehr viel Energie zieht, dann ist manchmal zu wenig Energie da, sich gut um sich selbst zu kümmern. Die Motivation zu Kochen bzw. zu Essen kann dann gering sein und es kann herausfordernd sein, für sich selbst ein gesundes und ausgewogenes Gericht zuzubereiten. Das Fertiggericht ist da viel einfacher gemacht. Auch die Kreativität beim Essen kann hier manchmal zu kurz kommen, sodass oftmals immer die identischen Rezepte gekocht und die gleichen Lebensmittel zubereitet werden. Das ist an sich nicht schlimm, kann aber weiterhin den Spaß am Essen reduzieren, da Essen eben nicht nur reine Nahrungsaufnahme ist.
Essen einfach vergessen (Hyperfokus lässt grüßen)
Mit dem Thema "für sich selbst sorgen" geht dann manchmal auch einher, dass das Essen einfach vergessen wird oder man keine Energie und keine Lust hat, überhaupt zu essen. Gerade wenn man im Hyperfokus ist, bleiben Essen und Trinken schnell mal auf der Strecke. Schnell noch den einen Absatz fertig schreiben, den einen Anruf erledigen oder die eine Mail abschicken und schon sind wieder 2 Stunden vergangen. Das merkt man oftmals gar nicht, bis der Hunger und der Durst dann riesig sind. Und dann muss alles möglichst schnell gehen: Zum einen hat man jetzt extremen Hunger und Durst, die sofort gestillt werden müssen, und zum anderen will man mit der vorangegangenen Tätigkeit weitermachen, die ordentlich Dopamin ausgeschüttet hat. Oftmals kann man aber auch einfach zu wenig Energie haben, sich etwas zu essen oder zu trinken zu holen und lässt es einfach, obwohl das nicht die richtige Lösung ist. Denn unser Körper braucht Energie aus Nahrung, um uns durch unser Leben begleiten zu können.
Fazit
ADHS ist die Abkürzung für Aufmerksamkeitsdefizits-Hyperaktivitätsstörung. Eine vorhandene ADHS-Symptomatik hat Auswirkungen auf das gesamte Leben und auch beim Thema Ernährung gibt es mit einer ADHS ein paar Dinge zu beachten, die Personen ohne ADHS weniger betreffen. Eine vorhande ADHS geht z.B. oftmals mit einer fehlenden Impulskontrolle, Probleme mit Multitasking, Herausforderungen beim Einkaufen und bei der Selbstfürsorge und dem Vergessen von regelmäßigem Essen und Trinken einher. All diese Herausforderungen sollten bei einem Fitness- und Ernährungscoaching für Personen mit ADHS mitgedacht werden, damit die Ernährung trotzdem ausgewogen und zielführend sein kann und Erfolgserlebnisse nicht die Ausnahme, sondern die Regel werden.
Ich bin Fitness- und Ernährungscoach und habe selbst ADHS. Die Wahrscheinlichkeit, dass ich deine Probleme kenne und für diese eine Lösung habe, sind also sehr hoch. Deshalb biete ich auch spezielles Fitness- und Ernährungscoaching für Personen mit ADHS an. Damit dir deine Ernährung auch endlich Spaß macht, leichter fällt und zu einer festen Routine wird, die du in deinen Alltag integrieren kannst, melde dich gerne bei mir. Ich freue mich auf dich!
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