Kennst du das auch: Die Zahl auf der Waage schwankt immer mal wieder und du machst dich abhängig von dieser Zahl und das Wiegeergebnis beeinflusst deinen ganzen Tag? Das ist nicht gesund und sollte so auch nicht sein. Zunächst das Wichtigste: Dein Gewicht sagt rein gar nichts über dich als Person und deine Liebenswürdigkeit aus. Sie ist nur eine Zahl, die erstmal weder eine positive noch eine negative Bedeutung hat. Diese Zahl wird von dir oder auch anderen Personen interpretiert, bewertet und bekommt dadurch erst eine Bewertung und damit eine Bedeutung. Diese Bewertung ist jedoch vollkommen subjektiv und etwas, wovon du dich frei machen solltest. Denn Fortschritt, sei es in Bezug auf Training oder Ermährung, kann über so viele andere Dinge gemessen werden als nur über die Zahl auf der Waage. Auch schwankt dein Gewicht täglich, weil es einfach von unendlich vielen Dingen beeinflusst wird.
Doch was beeinflusst denn nun unser Gewicht?
Wassereinlagerungen: Unser Körper besteht zu 60% aus Wasser. Wassereinlagerungen sind etwas völlig Normales und zunächst erstmal nichts, worüber du dir Sorgen machen musst. Sie entstehen, wenn Flüssigkeit aus den Gefäßen in das Gewebe austritt. Dieses passiert, wenn der Druck in den Gefäßen ansteigt und Flüssigkeit in das umliegende Gewebe gepresst wird. Das Gewebe schwillt an und es kommt zu einer Umfangsvermehrung.
Hormone: Die Hormonschwankungen des Progesterons und Östrogens lassen den Wassergehalt im Körper ansteigen. So ist ein vermehrtes Einlagern von Wasser, besonders vor der Periode und auch vor dem Eisprung normal, was dann als erhöhtes Gewicht auf der Waage zu sehen ist. Auch die Hormonumstellung während der Wechseljahre, eine Schilddrüsenunterfunktion oder ein Insulin-Ungleichgewicht können dazu führen, dass unser Körper vermehrt Wasser einlagert.
Ernährung: Du warst gestern Abend essen und am nächsten Morgen zeigt die Waage 1kg mehr an? Das ist kein Grund zur Beunruhigung. Wenn wir auswärts essen gehen ist es sehr wahrscheinlich, dass der Salzgehalt des Essens sehr hoch ist. Viel Salz in der Ernährung führt dazu, dass die Zellen vermehrt Wasser speichern. Auch das Essen vieler Ballaststoffe aus Vollkornprodukten und Gemüse kann zu einer kurzzeitigen Gewichtszunahme führen, da Ballastsfoffe Wasser im Darm binden. Und auch Kohlenhydrate binden Wasser, sodass auch bei dem Konsum hoher Kohlenhydratmengen ein höheres Gewicht erwartet werden kann.
Verdauung: Wenn du etwas gegessen hast, dann braucht dein Körper Zeit für die Verdauung. Das Aufspalten des Essens in die einzelnen Nährstoffe dauert unterschiedlich lange, je nachdem, was du gegessen hast. Lebensmittel aus schnell verdaulichen Kohlenhydraten mit wenig Ballaststoffen, wie z.B. Weißbrot, weißer Reis oder gekochte Kartoffeln, werden schnell verdaut. Lebensmittel, die reich an Ballaststoffen und Proteinen sind, verbleiben länger im Verdauungstrakt. Fette und damit auch fettreiche Lebensmittel werden am langsamsten verdaut. Und ein gefüllter Magen und Darm wiegen einfach mehr als ein leerer Magen und Darm. Ich stelle mir das immer so vor: Unser Körper ist wie eine Tüte, in die wir verschiedene Lebensmittel füllen. Dadurch wird die Tüte zwar auf der Waage schwerer, aber am Eigengewicht der Tüte ändert sich nichts. Denn wenn ich die Lebensmittel wieder herausnehme, dann wiegt sie genau so viel wie zuvor.
Stress: Stress führt dazu, dass unser Körper vermehrt das Stresshormon Cortisol ausschüttet, welches wassereinlagernde Eigenschaften hat. Wie du Stress abbauen kannst, erfährst du hier.
Sport: Auch Training kann Stress für unseren Körper sein, wenn auch in den meisten Fällen positiver Stress. Trotzdem führen sowohl das durch den Sport ausgeschüttete Stresshormon Cortisol als auch Mikroverletzungen in den trainierten Muskelfasern dazu, dass verstärkt Wasser eingelagert wird.
Wärme: Wenn dein Körper dehydriert ist, du also zu wenig trinkst, hält dein Gewebe häufig Wasser zurück. Viel zu trinken empfiehlt sich immer, bei Wärme solltest du jedoch ein besonderes Augenmerk darauf legen.
Durch das Leben in einer fettphoben Gesellschaft, in der besonders die Diät- und die Schönheitsindustrie einen großen Einfluss haben, haben wir schon früh verinnerlicht, dass eine Gewichtsabnahme immer das Ziel von Sport und gesunder und ausgewogener Ernährung ist. Gewichtsabnahme = Erfolg, Gewichtszunahme oder Stagnation = Misserfolg. So einfach ist es aber nicht.
Zunächst: Nicht alle Menschen, die Sport machen und sich ausgewogener ernähren wollen, möchten damit zwangsläufig abnehmen. Und das ist auch gut so! Fortschritt kann und sollte in meinen Augen auch anders bewertet werden als nur über die Zahl auf der Waage.
Fortschritt kann auch so aussehen
Du fühlst dich nach deinen Mahlzeiten satt, denn mit der richtigen Ernährung fühlst du dich auch während eines Prozesses der Gewichtsabnahme satt, zufrieden und mit allen Nährstoffen versorgt. Und du hast mehr Energie, Kraft und Ausdauer, wodurch auch wiederum dein Alltag leichter wird und du diesen besser bewältigen kannst.
Das Maßband zeigt weniger an, obwohl die Zahl auf der Waage gleich bleibt oder steigt: Deine Waage sagt dir gar nichts über das Verhältnis von Muskeln, Wasser und Fett in deinem Körper. Die meisten Körperanalysewaagen sind ungenau und können dir diese Verhältnisse gar nicht genau anzeigen, sie bieten dir höchstens eine sehr grobe Einschätzung. Um genauere Ergebnisse zu erhalten, müsstet du mindestens eine bioelektrische Impedanzanalyse machen lassen. Oder, du nimmst einfach dein Maßband: Denn wenn du regelmäßig trainierst kann es gut sein, dass du gerade zu Beginn deiner Trainingskarriere Fettmasse verlierst und Muskelmasse aufbaust. Das spiegelt sich jedoch nicht unbedingt auf der Waage wieder, das Gewicht kann auch stagnieren oder etwas ansteigen. Außerdem hat Muskelmasse eine höhere Dichte als Fettmasse, sodass du trotz gleichem oder höheren Gewicht trotzdem dünner aussehen wirst.
Du hast nicht das Gefühl, eine Diät zu machen. Ich halte nichts von Diäten, da sie nur auf kurzfristige Ziele ausgerichtet sind, die möglichst schnell erreicht werden sollen. Außerdem schränken sie dich dauerhaft in deiner Lebensqualität ein. Viel sinnvoller ist daher eine langfristige Umstellung der Ernährungs- und Bewegungsgewohnheiten, sodass sie Teil deines Alltags werden, ohne Restriktionen und Verbote. Du sollst nicht das Gefühl haben, für den Rest deines Lebens auf etwas verzichten zu müssen.
Du wirst stärker und fitter und fühlst das nicht nur beim Training, sondern auch im Alltag. Du kannst deine Kinder oder deinen Hund besser hochheben, du kommst leichter die Treppen hoch oder das Aufstehen vom Sofa fällt dir leichter. Du hilfst bei einem Umzug und kannst auf einmal leicht Dinge tragen, an denen du dich früher gar nicht erst versucht hättest. Du läufst zum Bus oder zur Bahn, weil du spät dran bist und bist nicht direkt aus der Puste. All diese Erfolge für dein alltägliches Leben lassen sich nicht anhand der Zahl auf der Waage messen.
Du musst keine Kalorien oder Punkte mehr zählen, da du dir nun genug Bewusstsein und Wissen über die einzelnen Nahrungsmittel und deren Zusammensetzung, sowie deinen eigenen Körper und dessen Belastbarkeit und Nährstoffbedarf angeeignet hast.
Du hast keine Angst mehr vor bestimmten Lebensmitteln, die vermeintlich böse und ungesund ist und nicht von dir gegessen werden dürfen.
Du überisst dich nicht mehr und hast gelernt, deine Sättigung richtig einzuschätzen.
All diese Dinge sind in meinen Augen viel wichtiger und wertvoller als eine niedrigere Zahl auf der Waage. Die niedrigere Zahl auf der Waage bringt dir nicht unbedingt mehr Lebensqualität, die oben aufgeführten Punkte hingegen schon.
Fazit
Die Zahl auf der Waage ist nicht wichtig und sagt rein gar nichts über deinen Wert als Person aus. Du kannst die Waage als ein Tool nutzen, musst es aber auch nicht. Lass dich bitte nicht von dem Gewicht auf der Waage verrückt machen. Dein Gewicht schwankt täglich und ist abhängig von Wassereinlagerungen, Hormonen und deren Schwankungen, der Zusammensetzung deiner Ernährung, deiner Verdauung, deinem Stresslevel, deinem Training der letzten Tage und den Außentemperaturen.
Anstatt dich bei der Bestimmung von Erfolg oder Misserfolg deiner Reise hin zu einem gesünderen Leben von der Zahl auf der Waage leiten zu lassen, schaue dir lieber folgende Dinge an: Fühlst du dich nach deinen Mahlzeiten satt? Zeigt das Maßband weniger an? Hast du gar nicht das Gefühl, eine Diät zu machen? Wirst du stärker und fühlst dich auch stärker und fitter im Alltag? Hast du ein Bewusstsein über die Lebensmittel und deren Zusammensetzung und musst keine Kalorien oder Punkte mehr zählen? Hast du keine Angst mehr vor bestimmten Lebensmittel da du gelernt hast, dass kein Lebensmittel böse ist und nicht von dir gegessen werden darf? Überisst du dich nicht mehr und hast du gelernt, deine Sättigung einzuschätzen? All das sind Dinge, dir dir zeigen, dass du auf dem richtigen Weg bist. Die Zahl auf der Waage ist dabei komplett nebensächlich.
Lass uns gemeinsam deinen Lebensstil so umstellen, dass du gesunde Ernährungs- und Bewegungsgewohnheiten in deinen Alltag integriest und zusammen die Ursachen angehen, die zu deinen ungünstigen Gewohnheiten führen. Eigne dir mit meiner Hilfe Wissen zum Thema Ernährung, Bewegung und Sport an, was dich den Rest deines Lebens positiv begleiten wird. Ich unterstütze dich auf deinem Weg, auch wenn es zwischendurch schwer wird und du ans Aufgeben denkst. Ich freue mich, den Weg mir dir gemeinsam zu gehen!
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